Aktienmärkte aktuell 🧊 November 2021

Aktienmärkte aktuell 🧊 November 2021

Markante wirtschaftliche Erholung bei sprudelnden Unternehmensgewinnen

Die saisonalen Muster, die man an den Börsen historisch beobachten kann, zeigen sich bis dato auch in diesem Jahr. Während der August und der September klassisch als schwache Börsenmonate gelten, ist die Performance im vierten Quartal zumeist überdurchschnittlich stark. Das hat auch der Oktober 2021 eindrucksvoll gezeigt; und der November präsentiert sich bis dato kaum weniger stark. Mit einigen wenigen Ausnahmen meldeten in den letzten Tagen die wichtigsten Aktienindizes Europas und der USA Mehrjahres- oder gar Allzeithöchststände.

Was sind die Hintergründe dafür, dass das auch heuer so läuft? Im August und September kochten potenzielle Risikofaktoren wie etwa drastisch ansteigende Rohstoffkosten, Lieferengpässe und damit zunehmende Inflation (bis hin zur Diskussion um eine möglicherweise bevorstehende Stagflation hoch und drückten auf die Stimmung der Anleger. Dazu gesellte sich noch folgerichtig ein gewisser Anstieg bei den langfristigen Anleiherenditen, der vor allem dem Technologiesektor zusetzte. Diese Faktoren sind im Oktober und Anfang November keinesfalls verschwunden gewesen. Doch just mit Beginn der US-Berichtssaison Mitte Oktober kehrte auch wieder Optimismus an den Aktienmärkten ein, welcher insbesondere von den soliden Quartalsdaten der Unternehmen genährt wurde und wird. In den USA legten bereits mehr als 80 % der S&P 500®-Unternehmen ihr Zahlenwerk vor. Gemäß unseren Berechnungen konnten rund 85 % davon die in sie gestellten Erwartungen übertreffen. Unterm Strich steht bisweilen auf aggregierter Basis ein Gewinnwachstum von 45 % zu Buche. Dadurch liegt Corporate America im Gesamten doch relativ deutlich über den Analystenerwartungen, die vor Beginn der Berichtssaison einen Gewinnanstieg von 28 % indizierten. Selbiges gilt für die Umsätze. Diese liegen auf aggregierter Basis aktuell bei knapp 20 %, wohingegen der Analystenkonsens von 15 % ausgegangen war.

In Europa ist die Berichtssaison noch nicht so weit fortgeschritten. Gemäß dem Datenanbieter Refinitiv haben aber auch hier bereits gut 40 % der Unternehmen im STOXX® Europe 600 ihre Quartalsergebnisse bekannt gegeben. Sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Gewinnseite konnten über 60 % die in sie gestellten Erwartungen übertreffen. Die aktuelle Berichtssaison liegt somit im historischen Vergleich deutlich über dem Durchschnitt.

Inzwischen sieht es somit fast so aus als würden die globalen Leitbörsen mitten in ihrer fast schon traditionellen Jahresendrallye stecken – obwohl es noch gut sieben Wochen bis zum tatsächlichen Jahreswechsel sind. Doch kann es wirklich in diesem Stil weitergehen?

  1. ✔️ Ja, kann es, zumal verstärkt durch die Pandemie viel Geld nach Veranlagung sucht und dabei im Aktienmarkt noch auf eine der am wenigeren aufgeblasenen Assetklassen stößt.
  2. ❌ Nein, muss es nicht, denn mit jedem neuen Allzeithöchststand und entsprechend ausgeweiteten Bewertungskennzahlen erhöhen sich natürlich auch die Chancen, dass die Aktienmärkte anfälliger werden und auf äußere Einflussfaktoren mit Rückschlägen reagieren. Das hat man jüngst wieder gesehen als neue – und abermals überraschend hohe – Inflationsdaten aus Deutschland und den USA vermeldet wurden.

In Summe muss jedoch ganz klar festgehalten werden, dass wir aktuell in einer Zeit leben, die geprägt ist von einer markanten wirtschaftlichen Erholung aus dem Tal der Lockdown-Tränen, gepaart mit nach wie vor rekordtiefen Zinsen und sprudelnden Unternehmensgewinnen. Und in diesem Umfeld können eben auch die Aktienindex-Rekorde aus den Zeiten vor der Corona-Pandemie locker geknackt werden, selbst wenn die Pandemie auch per heute alles andere als überwunden ist.

Folglich bleiben wir auch für die kommenden Monate noch bei unserer optimistischen Grundhaltung. Die jüngeren Indexanstiege sind zwar von ihrem Ausmaß her sicherlich ambitioniert. Trotzdem sehen wir auch über das Jahresende hinaus die Aktienmärkte weiterhin so gut gestützt, dass wir ihnen mittelfristig noch einiges an Aufwärtspotenzial zuschreiben. Daran ändert auch nichts, dass einige unserer im September veröffentlichten – und damals durchaus ambitioniert/optimistisch gewählten – Indexziele inzwischen von der Realität eingeholt oder gar überholt worden sind. Die Rallye kann schon noch ein Stück weiterlaufen und ein gewisses Maß an Überschießen "vernünftiger" Index- und Bewertungsniveaus ist da nichts Ungewöhnliches und muss noch lange nicht das Ende der Fahnenstange bedeuten. Noch beharren die großen Notenbanken darauf, dass die aktuellen Inflationsspitzen eher vorübergehender Natur sein sollten, was sie auch als Argumentationsgrundlage dafür benutzen, nicht allzu früh an der Zinsschraube drehen zu müssen. Wenn sich dies als zutreffend herausstellt, was wir aktuell in unserem Basisszenario im Wesentlichen so mittragen, dann steht die 🚦 Ampel für den Aktienmarkt weiterhin auf Grün.



Alle Artikel: