Aktienmärkte aktuell 🍧 Juli 2022

Aktienmärkte aktuell 🍧 Juli 2022

Anhaltende Herausforderungen und spürbare Rezessionsängste

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  • Eurozone: Gaspreise befeuern Rezessionsängste
  • Ölpreis: Rückgang könnte Inflationsdynamik dämpfen 
  • Erholung: im zweiten Halbjahr allmähliche Erholungsbewegung

Marktüberblick

Aktuell (07/2022)1M    (06/2022)YTD1      (01/2022)    1Y   (07/2021) 3Y (07/2019) 
ATX®2.868,17-8,00 %-25,72 % 🔻-16,61 %-4,45 %
DAX®12.905,48-4,72 %-18,76 % 🔻-18,27 %+4,72 %
EURO STOXX 50®3.487,05-1,25 %-19,02 % 🔻-14,81 %-0,30 %
S&P 500®3.818,80+1,84 %-20,09 % 🔻-12,90 %+26,71 %
 MSCI® World Top ESG Select 4.5% Decrement2.041,91+3,07 %-17,18 % 🔻-10,48 %+14,51 %
 MSCI® Europe Top ESG Select 4.5% Decrement1.733,58+2,93 %-16,83 % 🔻-11,16 %+11,43 %
 MSCI® North America Top ESG Select 4.5% Decrement2.573,63+3,72 %-17,08 % 🔻-9,28 %+20,86 %
 MSCI® Emerging Markets Top ESG Select 5% Decrement1.055,73-0,37 %-13,51 % 🔻-16,77 %+1,97 %
 MSCI® World Climate Change Top ESG Select 4.5% Decr.1.270,10+2,47 %-20,81 % 🔻-13,41 %+16,31 %
 DAX® 50 ESG (PR) EUR1.358,83-5,38 %-22,26 % 🔻-22,00 %-2,31 %
VStoxx®29,26-3,45 %+51,87 % 🟢+63,00 %+136,19 %
VIX®27,29-19,93 %+57,47 % 🟢+68,77 %+120,26 %
EUR/USD Wechselkurs1,00-3,43 %-11,37 % 🔻-15,38 %-10,94 %
GoldpreisUSD 1.726,00-4,89 %-4,89 % 🔻-4,44 %+21,91 %
ÖlpreisUSD 99,49-17,98 %+25,43 % 🟢+32,37 %+49,12 %


1 ... Year to date: seit Jahresbeginn; Quelle: Bloomberg; Stand: 12.07.2022, 18:00 Uhr

Zuletzt ging es an den globalen Aktienmärkten turbulenter zu. In Europa und den USA zeichnete sich zwischendurch zwar eine Erholungsbewegung ab, ob diese allerdings von Dauer ist oder ob es sich lediglich um eine technische Gegenbewegung handelt, bleibt abzuwarten. Die Belastung aus dem Mix der altbekannten Faktoren – Inflation, Ukraine-Krieg, Geldpolitik – ebbt nicht ab. Hinzu kommen verminderte Gaslieferungen (bzw. das gänzliche Aussetzen) aus Russland, was nicht nur die jeweiligen Preise, sondern auch Rezessionsängste in der Eurozone befeuert. 

Vergangene Woche stand einmal mehr der Ukraine-Krieg, genauer gesagt die wirtschaftlichen Folgen dessen, im Fokus. Russland hatte bereits Mitte Juni die Gaslieferungen nach Deutschland und Österreich um 40 % bzw. 50 % verringert, mit Verweis auf erforderliche kanadische Wartungsarbeiten einer Turbine der Nordstream 1 Pipeline, welche laut Kreml sanktionsbedingt nicht möglich seien. Laut neuesten Meldungen scheint Kanada in Absprache mit Deutschland nun gewillt zu sein, trotz Sanktionen die gewartete Turbine an Russland auszuliefern. Die weiteren Entwicklungen in dieser Causa bleiben abzuwarten. Indes zeigt sich der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck besorgt, dass die Gaslieferungen der Nordstream 1 Pipeline nach der turnusmäßigen Gesamtwartung dieser vom 11. bis 21. Juli ganz ausbleiben könnten. Gepaart mit den Befürchtungen bezüglich des Streiks norwegischer Öl- und Gasfeldarbeiter – welche mittlerweile durch die dortige Regierung beendet wurden – hatte dies zur Folge, dass die bereits enorm angestiegenen Gaspreise abermals lichte Höhen erklommen. Die Benchmark-Futures, welche sich in diesem Jahr bereits mehr als verdoppelten, stiegen allein um weitere 10 % an. Auf Wochenbasis (30. Juni – 7. Juli) war das Plus mit satten 27 % beziffert. 

Die stark anziehenden Gaspreise drücken spürbar auf das Gemüt der Investoren und befeuern Rezessionsängste in Europa, allen voran in Deutschland, wo die Industrie stark von russischem Gas abhängt. Diese Ängste lassen sich unter anderem aus den zu Wochenbeginn publizierten Sentix Umfragedaten ablesen. Unter vielen negativen Überraschungen stachen vor allem die konjunkturellen Erwartungen für Deutschland deutlich hervor: Diese sind nämlich auf -34,8 Zähler eingebrochen – ein Allzeit-Tief!  Dies dient unserer Ansicht nach als durchaus guter „Kontra“-Indikator für die Entwicklung europäischer Aktienmärkte in den kommenden Monaten. Denn historisch gesehen folgen auf Zeiten größerer Unsicherheit und angeschlagener Stimmung oftmals Erholungsbewegungen. Auch die von uns an multiplen Sentiment-Indikatoren gemessene generelle Marktstimmung befindet sich auf einem äußerst niedrigen Niveau, welches in den vergangenen 15 Jahren nur von der Finanzmarktkrise 2008/09 unterboten wurde. 

Naturgemäß haben die befeuerten Rezessionsängste in den vergangenen Tagen einen klaren Ölpreisrückgang zur Folge gehabt, da in einer Rezession aufgrund geringerer Nachfrage weniger Energie für die Produktion jeglicher Produkte benötigt werden würde. Durch sinkende Ölpreise könnte auch die globale Inflationsdynamik gedämpft werden, was wiederum den Notenbanken etwas Druck nehmen würde, größere Zinsanhebungsschritte zu setzen. Aufgrund des veränderten Abzinsungsfaktors verschiedener Bewertungsmodelle würde sich diese wiederum positiv auf Unternehmensbewertungen auswirken. Es ist und bleibt ein komplexes Umfeld. 

Etwas mehr Klarheit sollte die anstehende Berichtssaison verschaffen, für welche traditionsgemäß die US-Banken den Startschuss geben. Bereits in dieser Woche werden unter anderem Größen wie JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo ihre Zahlenwerke präsentieren. Wir erwarten, dass die Unternehmen sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks in der bevorstehenden Berichtssaison zum zweiten Quartal wieder in der Lage sein werden zu berichten, dass sie die gestiegenen Inputkosten zumindest in großen Teilen an die Kundschaft weitergeben konnten. Zur Erinnerung: Die aggregierten Gewinnwachstumsschätzungen der europäischen und US-Leitindizes des laufenden Jahres wurden trotz hoher Inflation innerhalb der letzten Monate deutlich nach oben revidiert. Aufgrund der moderateren Bewertungen, den bereits beschriebenen „Kontra“-Indikatoren und der Preisfestsetzungsmacht der Unternehmen gehen wir im zweiten Halbjahr von einer allmählichen Erholungsbewegung an den weltweiten Aktienmärkten aus, wenngleich das Umfeld weiterhin äußerst komplex bleiben dürfte und viele potenzielle Belastungsfaktoren mit sich bringt. Das Risiko dieser ist - unserer Ansicht nach - allerdings schon zu weiten Teilen in die Kurse eingepreist. 



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