ATX® Top/Flop 2023 - November

ATX® Top/Flop 2023 - November

Auch der ATX erfreut sich im November einer positiven Kursentwicklung

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ATX®-Marktkommentar:

"... but remember to come back in September". Diese Börsenweisheit hat sich an den Aktienmärkten bislang nicht wirklich ausgezahlt. Der Oktober war ein durchweg schwächerer Monat und ging im Einklang mit den geopolitischen Krisenherden auch mit einer Kalibrierung des Sentiments einher. Unserer Meinung nach ist die Stimmung jedoch schlechter als sie sein sollte. Aus Bottom-up-Sicht ist derzeit die Berichtssaison der vermeintlich größte Treiber. Und diese verläuft deutlich besser als erwartet: Für die USA ergibt sich auf aggregierter Indexbasis aktuell ein Gewinnwachstum von knapp 5% im Q3 2023. Zur Erinnerung: Noch vor wenigen Wochen waren die Konsensschätzungen für Unternehmensgewinne in den USA von einem Rückgang um rund 1 % ausgegangen. Die nach wie vor solide Verfassung der US-Wirtschaft spiegelt sich somit auch exakt in der Landschaft der börsennotierten Unternehmen wider. Weniger gut läuft dagegen die Aufholjagd auf dem alten Kontinent: Zwar befindet sich die Berichtssaison hier noch im Rückstand gegenüber den USA, doch mehren sich die Anzeichen, dass auch die Gewinne hinterherhinken. Zwar waren die Erwartungen alles andere als hoch, doch konnten bisher nur knapp 52 % der Unternehmen in Europa positiv überraschen. Dennoch ist auch hierzulande die börsennotierte Unternehmenslandschaft ein Spiegelbild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und zeigt damit die Diskrepanz zu den USA. Wenn also die generelle Berichtssaison insgesamt besser als erwartet verläuft, spiegelt sich dies nicht in den Kursen wider. Vielmehr wurden einzelne positive Quartalszahlen zunehmend durch globale Schlagzeilen wie den Krieg in Israel, hohe Anleiherenditen, steigende Ölpreise etc. neutralisiert. Auf Monatssicht verzeichneten die globalen Indizes durchgängig Verluste, wobei vor allem Sektoren wie Kommunikation, Industrie, Gesundheit und Energie zu den größten Verlierern zählten.

Auch der Technologiesektor konnte sich diesem Trend im Oktober nicht entziehen, so dass auch der NASDAQ-100® zum Teil deutlich nachgab. Genauer gesagt steht ein Monatsminus von knapp 3 % zu Buche, womit sich der Technologieindex wieder seinem Tiefststand vom Mai annäherte. Der Oktober bleibt jedoch nur eine Delle in einem ansonsten guten Jahr, mit einem Plus von aktuell knapp 42 % seit Jahresbeginn ist dies jedoch nur ein kleiner Rückschlag, seit Anfang November konnte ohnehin wieder eine regelrechte Rallye gestartet werden. Besser hielt sich im Oktober der energielastige ATX®, der zwar im Zuge des Ölpreisanstiegs ebenfalls Verluste hinnehmen musste und kurzzeitig sein Jahrestief markierte, durch die Kursgewinne seit Ende Oktober fiel das Minus mit 1 % aber relativ klein aus. Auf Jahressicht liegt der heimische Leitindex derzeit mit soliden 3 % im Plus, auch begünstigt durch die seit Anfang November anhaltende Rallye. Auch der Euro Stoxx 50® markierte Mitte Oktober den tiefsten Stand seit Ende März, liegt aber in der Jahresperformance wieder vor dem DAX®. Seit Jahresbeginn liegen die beiden Leitindizes mit einem Plus von 13 % bzw. 12 % fast gleichauf. Die kommenden Wochen bieten dank eines gut gefüllten Makrokalenders Möglichkeiten, die anstehenden Zinsentscheidungen der Notenbanken im Dezember besser einzuschätzen und Richtungssignale zu finden. Die anhaltend hohe Inflation dürfte weiter zurückgehen: Die Verbraucherpreise in den USA blieben im Oktober unverändert und auch die Kerninflation ist weiterhin rückläufig.

Top/Flop-Aktien:
 

Das starke operative Ergebnis in H1 23 bestätigt die solide Entwicklung der Immofinanz-Aktie. Die Mieteinnahmen stiegen um +79 % im Vergleich zu H1 22 an. Bereinigt um die Effekte der Vollkonsolidierung der S Immo konnte noch immer ein Plus von 10,3 % erzielt werden. Dabei stachen besonders die Einzelhandelsimmobilien von Immofinanz heraus, welche um 11,8 % höhere Mieteinnahmen als in H1 22 erzielten. Darüber hinaus überzeugten weiterhin niedrige Leerstände sowie eine hohe Liquiditätsposition, getrieben durch erfolgreiche Immobilienverkäufe.

  • +55,62 % 📈 EVN

Die Ergebnisse zum dritten Quartal 2022/23 lagen wieder markant über unseren Erwartungen und bilden damit ein solides Fundament für das Gesamtjahr. Zudem hat EVN angekündigt, von Sondereffekten zu profitieren, was den Gewinn auf das Rekordniveau von EUR 530 Mio. steigern soll. Mittelfristig soll das Nettoergebnis bei EUR 400 Mio. liegen, was immer noch das Doppelte des vorigen Zielbereichs darstellt.   

Telekom Austria hatte einen guten Lauf, der unserer Ansicht nach hauptsächlich durch die erwartete Abspaltung des Funkturm-Geschäfts, die am 22. September stattfand, angetrieben wurde. Die Ergebnisse für Q3 23 entsprachen den Konsensschätzungen und lagen nahe an unseren Prognosen. Der zugrunde liegende bereinigte EBITDA-Trend mit +5,9 % im Jahresvergleich war solide.

 

Die Gewinnentwicklung im laufenden Jahr wird primär durch einen Volumeneinbruch im Karton- und Papierbereich gedrückt. Neben dem Lagerabbau auf Kundenseite, ist die Marktnachfrage generell sinkend, was sich auch in niedrigeren Preisen manifestiert. Zuletzt zeichnete sich auch eine Abschwächung im Verpackungsbereich ab. Der Umbau von Produktionskapazitäten und damit einhergehende Kosten sind eine zusätzliche Belastung. Neben Kostensenkungsmaßnahmen steuert das Management auch mit Kapazitätsanpassungen und Investitionskürzungen entgegen. 

Im dritten Quartal konnte Lenzing zwar positiv mit den Zahlen überraschen, allerdings auf einem niedrigen Niveau und vermutlich auch dank einiger Sondereffekte. Die Gewinnwarnung im September wirkt jedoch noch nach, und die hohen Lagerbestände in der Textilindustrie machen keine Freude. Die Branche sieht zwar einen Silberstreif am Horizont, wann der aber erreicht wird, ist noch nicht klar.

Umsatz und Ergebnis zeigten sich auch im zweiten Berichtsquartal von AT&S rückläufig. Zu sehr schwächelt die Konsumnachfrage nach Elektronik, als dass die neuen Kapazitäten voll genutzt werden könnten. Das Management bestätigte zwar zu den Zahlen den positiven Ausblick, aber die Nachricht einer geplanten Kapitalerhöhung hat kurz nach den Ergebnissen die Stimmung wieder eingetrübt.

 

Am Österreich-Radar:

Wir sind derzeit durchwegs zufrieden mit der Berichtsaison am österreichischen Markt.

Im Energiesektor machten die hohen Vorgaben aus 2022 den Unterschied. Während OMV rückläufige Ergebnisse berichtete und sogar aufgrund sinkender Petrochemiemargen den Ausblick leicht zurücknahm, realisierte Verbund nun die Vorabverkäufe aus dem Vorjahr und hob sogar die Jahresprognose an.

Im österreichischen Industriesektor hat die Berichtssaison im Wesentlichen die Analystenerwartungen erfüllt. Mit wenigen Ausnahmen (z.B. Gewinnwarnung Polytec, Upgrade Rosenbauer, starke Zahlen von Andritz) wurden auch die Finanzziele für das Geschäftsjahr 2023 bestätigt. Insgesamt manifestierte sich die Nachfragabkühlung der Vorquartale. Die Preiselastizität, die im aktuellen Jahr noch teils substanzielle Preiserhöhungen zugelassen hat, wird im Jahr 2024 schwerlich eine Fortsetzung finden.

Die Gewinne im Bankensektor stiegen im Q3 weiter an, wobei sich die Wachstumsrate im Vergleich zum Vorjahr aber normalisierte und auch die großen Überraschungen ausblieben. Die treibenden Kräfte sind noch immer das starke Zinsergebnis und weiterhin sehr niedrige Risikokosten. Die Stimmung für die nächsten Monate ist unverändert vielversprechend.



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