Spekulationsblasen – damals und heute

Spekulationsblasen – damals und heute

Beim Blick in die Börsengeschichte sind Parallelen unverkennbar

Immer wieder treten an den internationalen Finanzmärkten Spekulationsblasen auf. Wie es genau zu diesem Phänomen kommt, lässt sich im Detail wissenschaftlich bis heute nicht abschließend erklären. Zwar beschäftigen sich zahlreiche Finanzforschungsinstitute mit dem Phänomen, doch echte und verwertbare Erklärungsansätze, wie diese genau zustande kommen, gibt es bisher nicht. Es ist anzunehmen, dass bei der Entstehung mehrere Faktoren zusammenspielen. Zumindest ist dies in der Praxis immer wieder zu beobachten.

Eine Beobachtung, die man in Verbindung mit Spekulationsblasen immer wieder macht, ist das hochspekulative Verhalten der Anleger. Hinzu kommen eine begrenzte Rationalität, eine große Zahl an Marktteilnehmern und typisches Herdenverhalten. Immer wieder führen Finanzexperten in dem Zusammenhang auch das sogenannte „Greater-Fool-Prinzip“ an: Investoren kaufen dabei einen Anlagewert zu einem bereits überhöhten Preis und spekulieren darauf, einen noch „Dümmeren“ zu finden, der bereit ist, einen noch höheren Preis zu zahlen. Nimmt man diese Faktoren als gegeben an, lassen sich Spekulationsblasen wohl nicht vermeiden, da die Gier der Marktteilnehmer eine typische menschliche Eigenschaft darstellt.

Seit Beginn des Börsenhandels ist es immer wieder zu Finanzblasen gekommen – sogar schon im 17. Jahrhundert: Zwischen 1636 und 1637 kam es in Holland zur „Tulpenmanie“. Damals galten Tulpenzwiebeln als Objekt der Begierde. Die Preise erreichten astronomische Höhen und fielen wieder in sich zusammen. Ähnlich lief es knapp 100 Jahre später bei der „Südsee-Blase“ ab, als sich Anleger auf die Anleihen der South Sea Company stürzten, da dem Unternehmen vom Staat ein Handelsmonopol eingeräumt wurde. In den 20er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts bildete sich eine Blase, als Anleger infolge des jahrelangen Wirtschaftswachstums nach dem ersten Weltkrieg an den „ewigen Wohlstand“ glaubten und immer mehr Aktien auf Kredit kauften.

Zur Jahrtausendwende beflügelte das Internet die Phantasie der Börsianer. Zahlreiche Anleger sahen die Möglichkeit gekommen, an einer technologischen Revolution teilzuhaben. Infolgedessen kletterten auch die Aktienkurse dieser neuen Unternehmen immer weiter in die Höhe. Doch der wilden Party folgte schnell die Ernüchterung. Im März 2000 platzte die New-Economy-Bubble. Drei Jahre später hatten die meisten Anleger ihr Geld wieder verloren. Gleichzeitig meldeten viele der einst gefeierten Unternehmen Insolvenz an, da deren Geschäftsmodelle sich als nicht tragfähig erwiesen.

Seit einigen Wochen und Monaten sind Spekulationen im Gange, die fatal an die Ereignisse vor gut 20 Jahren erinnern. Vor allem bei Aktien aus den Branchen Wasserstoff und E-Mobilität sind nach Kursanstiegen von teilweise 1.000 Prozent und mehr, Spekulationsblasen nicht mehr von der Hand zu weisen. Zweifelsohne handelt es sich dabei um Zukunftstechnologien. Doch ähnlich wie damals beim Internet-Hype ist heute noch nicht abzusehen, welche Unternehmen am Ende das Rennen machen werden – Kursverluste bei vielen Titeln scheinen programmiert.

Damit nicht genug: Besonders wilde Spekulationen gab es zuletzt in den USA bei stark leerverkauften Aktien. Den vorläufigen Höhepunkt markierten die Ereignisse rund um Gamestop – eine marode Videospiele-Filialkette. Shortseller haben sich auf die Firma eingeschossen, da das Geschäftsmodell völlig veraltet ist. Schließlich muss niemand mehr in ein Ladengeschäft gehen, um sich ein Videospiel zu kaufen. Die Berufung eines namhaften Managers in den Aufsichtsrat des Unternehmens, die mit einer Neuausrichtung des Betriebs in Richtung E-Commerce verbunden ist, regte dann aber die Phantasie der Privatanleger an. Sie stürzten sich in Scharen auf die Papiere. Der Kursanstieg von unter 20 Dollar auf fast 500 Dollar in wenigen Tagen zwang die Leerverkäufer zu Zwangseindeckungen.

Die Ereignisse zeigen, dass in Teilbereichen des Marktes oder bei bestimmten Einzeltiteln ein sehr hohes Maß an Spekulation und ein dementsprechendes Risiko enthalten ist. Um dem zu entgehen, und trotzdem von den vorhandenen positiven Wachstumsaussichten für den Gesamtmarkt zu profitieren ist sowohl Diversifikation als auch (Teil)-absicherung angesagt. Beides können Zertifikate verbinden. 



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