Highlights vom Zertifikate Kongress 2019

Highlights vom Zertifikate Kongress 2019

Spannende Vorträge renommierter Experten

Frank Weingarts, neuer Vorstandsvorsitzender des Zertifikate Forum Austria, eröffnete die Veranstaltung und bedankte sich bei seiner Vorgängerin Heike Arbter, nun Vorsitzende des Aufsichtsrates des ZFA.

Als erster Vortragender gab Mag. Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria AG einen Marktausblick:

Unter dem Titel „War es das mit dem Aufschwung im Euroraum? – Aussichten für Wirtschaft und Finanzmarkt in spannenden Zeiten“ erklärte er in gewohnt pointierter Art und Weise zunächst die Gründe für die konjunkturelle Abkühlung insbesondere in Europa, um im Folgenden darauf einzugehen, wie sich die Konjunktur und Finanzmärkte in den kommenden Monaten seiner Ansicht nach entwickeln.

Neben der Tatsache, dass sich der Konjunkturzyklus nach Jahren der Expansion eher in Richtung Abschwung entwickle sieht der Experte insbesondere die derzeit herrschende Unsicherheit, mit der die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft konfrontiert sind, als Belastung. Als Beispiele dienen die immer noch ungelöste Brexit-Thematik, oder die Politik Donald Trumps.

Die momentan positive Konsumentenstimmung stelle in Europa allerdings eine konjunkturelle Unterstützung dar, so dass zwar mit einem Wachstumsrückgang, nicht aber mit einem Krisenszenario gerechnet werden könne.

Die Zinserwartungen betreffend rechnet Mag. Bruckbauer auch weiterhin mit „übertrieben“ tiefen nominellen Zinssätzen, die uns noch einige Jahre erhalten bleiben könnten. Unter Berücksichtigung der Inflation führe dies auch in den kommenden Jahren zu einer negativen Realverzinsung, was ihn zum Resümee führt, dass das Umfeld, in dem „auf Jahre“ keine Zinsen erwartet werden „jedenfalls gut für Zertifikate“ bleibe.

Im Folgenden stellten Prof. Dr. Dr. Ulrich Schmidt vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel und Heiko Geiger, Vorstandsmitglied im Zertifikate Forum Austria, einen Beitrag von akademischer Seite zum Thema Performance vor: Die ersten Ergebnisse der Studie „Zertifikate und ihr Mehrwert in jeder Marktphase“.

Auf den Prüfstand wurden Aktienanleihen und Capped Bonus-Zertifikate gestellt, also genau jene Zertifikate-Typen, die angesichts bereits gut gelaufener Aktienmärkte in diesem Jahr besonders gefragt sind, weil sie auch in seitwärts laufenden Märkten attraktive Renditen erzielen können.

Untersucht wurde unter welchen Marktbedingungen diese Strukturierten Produkte ein gutes Investment sein werden. Im Gegensatz zum klassischen „Backtesting“ soll die Untersuchung der Ex-Ante Entscheidungsfindung verschiedener Anlegertypen dienlich sein. Für unterschiedliche erwartete Marktentwicklungen (entsprechend der Definitionen der KIDs for PRIIPs Szenarien) wurden dem jeweiligen Zertifikate-Auszahlungsprofil eine Investment-Alternative, bestehend aus einem Direktinvestment in den Basiswert und einer risikolosen Bankeinlage, gegenübergestellt, und evaluiert ob die erwartete Performance des Zertifikates der entsprechenden Investment-Alternative überlegen ist.

Die Zertifikate-Ausstattung wurde wie folgt gewählt: 1 Jahr Laufzeit, Basiswert EuroStoxx 50 sowie je nach Risikoklasse ein unterschiedlich hoher Sicherheitspuffer (Bonus-Zertifikat) bzw. Strike (Aktienanleihe).

Die Investment-Alternative besteht aus einer risikolosen Bankeinlage und einem Index-Zertifikat, wobei die Aufteilung zwischen diesen beiden Assets je nach Risikoklasse des Anlegers unterschiedlich gewählt wurde.

Die Gegenüberstellung wurde mittels statistischer Methoden für unterschiedliche Markentwicklungen durchgeführt: Ein optimistisches, ein moderates, ein pessimistisches und ein Stress-Szenario.

Das Ergebnis kann sich für die Zertifikate durchaus sehen lassen: Die Renditen der Aktienanleihen sind sowohl im moderaten als auch im optimistischen Szenario der Investmentalternative überlegen, gleichzeitig ist die Schwankungsbreite geringer.

Bei den Capped Bonus-Zertifikaten gelang eine höhere Rendite bei gleichzeitig geringerem Risiko als die Investmentalternative im optimistischen, moderaten und im pessimistischen Szenario.

Somit konnte die Performance-Studie den statistischen Nachweis erbringen, dass die geprüften Zertifikate-Typen die gewünschten Portfolio-Effekte bringen und damit zurecht zu den verbreitetsten Zertifikate-Typen am österreichischen Markt gehören.

Das große Thema „Megatrend Nachhaltig Investieren“ wurde mit Impulsreferaten und einer Podiumsdiskussion, moderiert von Mag. Philipp Arnold, Vorstandsmitglied des Zertifikate Forum Austria, bedacht. Insbesondere der EU Aktionsplan „Sustainable Finance“ wird Finanzinstitute stark betreffen und nicht nur Einfluss auf die Anlageentscheidungen vieler Kunden haben, sondern auch das Angebot an nachhaltigen Veranlagungsmöglichkeiten stärken.

Zum Abschluss des informativen und unterhaltsamen Nachmittages sprach Prof. Dr. Teodoro D. Cocca von der Johannes Kepler Universität Linz über die Akzeptanz digitaler Anlage-Angebote durch Privatkunden. Während der mediale Berichterstattung oft den Eindruck erwecke, die Digitalisierung schaffe (fast) alle Arbeitsplätze in der Kundenberatung ab, erforscht Prof. Cocca dieses Thema mit einem akademischen Zugang am Beispiel einer repräsentativen Auswahl an Private Banking Kunden. Aus heutiger Sicht favorisiere seinen Erkenntnissen nach eine Mehrheit dieser Kunden einen hybriden Beratungsansatz, das heißt neben einem persönlichen Berater wird ein Online-Zugang von zu Hause aus zur Abfrage von Depot-Informationen oder Übermittlung von Aufträgen verwendet.

Neueren Interaktionsformen wie z.B. Chat oder Videotelefonie werde in diesem Kundensegment wenig Bedeutung zugemessen. In der Zukunft würden neue Kanäle zwar wichtiger, dies gehe jedoch einher mit dem Wunsch nach mehr persönlicher Interaktion.

Im Anschluss an den Zertifikate Kongress fand die feierliche Verleihung der Zertifikate Awards 2019 statt.



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