EZB-Inflationsziel in weiter Ferne

EZB-Inflationsziel in weiter Ferne

Obwohl die Notenbank die Zinsen bereits sieben Mal angehoben hat, hält sich die Inflation auf hohem Niveau.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer Sitzung am 4. Mai wie erwartet die Leitzinsen erneut angehoben. Offen war bis zuletzt, ob es einen Zinsschritt von 0,25 oder von 0,5 Prozentpunkten gibt. Am Ende hat sich die EZB für den kleineren Schritt entschieden und damit den Kampf gegen die hohen Preissteigerungen fortgesetzt. Seit der Zinswende im Juli 2022 wurden die Leitzinsen nun sieben Mal in Folge hochgesetzt.

Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit nun bei 3,25 Prozent. Im Tief lag dieser Satz bei minus 0,5 Prozent. Zwar erwarten die meisten Volkswirte den Zinsgipfel in der Euro-Zone im Laufe des Sommers bei 3,5 bis vier Prozent für den Einlagensatz. Insgesamt könnten die Zinsen dann also um bis zu 450 Basispunkte gestiegen sein.

Diese Zinsstraffung wird nach Einschätzung der Notenbankvolkswirte die Inflation und das Wachstum bis 2025 erheblich dämpfen. Die Inflation werde in den Jahren 2023 bis 2025 im Durchschnitt um zwei Prozentpunkte niedriger ausfallen als ohne die Straffung, schreiben die Ökonomen im neuen EZB-Wirtschaftsbericht. Was die wirtschaftliche Aktivität betrifft, prognostizieren sie für 2022 bis 2025 im Durchschnitt einen dämpfenden Effekt von ebenfalls zwei Prozentpunkten.

Die EZB-Analyse gibt einen ersten Eindruck davon, wie die Wirkung der Zinsschritte in der EZB konkret eingeschätzt wird. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Straffung der Geldpolitik voraussichtlich einen erheblichen Abwärtsdruck auf die reale Aktivität und die Inflation im Zeitraum 2023 bis 2025 ausüben wird“, heißt es in der Analyse. Demnach hat der Straffungskurs die Inflation 2022 wahrscheinlich um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, wenn man den Mittelwert der Modelle heranzieht. Der größte Teil der Auswirkungen auf die Inflation werde aber voraussichtlich ab 2023 eintreten – „mit einem Höhepunkt der Auswirkungen 2024“.

Mit anderen Worten: Für eine Entwarnung an der Inflationsfront ist es deutlich zu früh. Das zeigen auch die neuesten Zahlen. Im April hat die Preissteigerungsrate in der Eurozone wieder etwas angezogen. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat vor einigen Tagen nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Ein vorläufiges Ergebnis wurde damit bestätigt. Im März war die Rate noch deutlich auf 6,9 Prozent gesunken. Das Inflationsziel der EZB von mittelfristig zwei Prozent wird also nach wie vor klar überschritten.

Im Gegensatz zur allgemeinen Teuerung ging die Kerninflation leicht zurück. Sie fiel von dem im März erzielten Rekordniveau von 5,7 Prozent auf 5,6 Prozent. Die Kernteuerung klammert schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel aus und gibt damit einen Eindruck über den grundlegenden Inflationstrend. Etwas weniger Preisauftrieb ging im April von Lebens- und Genussmitteln aus, wenngleich der Anstieg mit 13,5 Prozent immer noch hoch ist. Auch industriell gefertigte Waren verteuerten sich nicht ganz so stark wie im März. Dagegen legten die Energiepreise wieder zu.

Zertifikate, die bei einer hohen Preissteigerung profitieren, bleiben für Anleger interessant. Aktuell hat Raiffeisen Zertifikate zwei solcher Papiere in der Zeichnung: Das Europa Inflations Bonus & Sicherheit 19 läuft drei Jahre und ist mit einem Fixkupon von 2,5 Prozent p.a. ausgestattet. Dazu kommt ein Kupon in Höhe der Inflationsrate der Eurozone. Eine Obergrenze ist nicht vorgesehen. Beim Europa Inflations Bonus & Sicherheit 20 erhalten Anleger in den ersten beiden Jahren einen Kupon von 9,25 % p.a. fix, ab dem dritten und bis zum fünften Laufzeitjahr entspricht der Zinssatz nach der Inflationsrate. Die Barrieren bei beiden Zertifikaten liegen bei 49 % des Startwerts des Euro Stoxx 50®.
 



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